Burkhardt Lusky
Neun Jahre in Büttelborn
Zunächst gehen meine Gedanken zurück! Am 17. März 2010 hatte ich mich in Büttelborn beim Kirchenvorstand vorgestellt. Die Frauen und Männer waren sehr interessiert. Am 3. Mai hielt ich in Büttelborn einen "Gastgottesdienst". Im Anschluss daran fand einen Gemeindeversammlung statt. Die Kirche war sehr gut besucht, und auch nach dem Gottesdienst blieben noch viele Menschen da, um den eventuell "neuen" Pfarrer näher kennenzulernen. Neben vielen gemeindlichen Fragen blieb es auch nicht aus, mich auf mein Schwulsein und meine Beziehung mit Holger Krauß anzusprechen. Eine so lebendige, interessante und nahe Gemeindeversammlung hatte ich noch nie in meinem Berufsleben vorher erlebt. Am 5. Mai entschied sich der Kirchenvorstand in einer Sitzung einstimmig für mich. Dekan Bühler hat mich noch am gleichen Abend der Wahl informiert. Die Freude war groß!
Begegnung mit den Menschen als Priorität
Der Monat Juli war gefüllt mit dem Umzug nach Büttelborn. Viele wichtige Informationen habe ich schon bis zum 01. August, dem Beginn meiner Tätigkeit, erhalten. Die ersten Monate waren geprägt von vielen neuen ernsten Begegnungen.
Das Kennenlernen der verschiedenen Gruppen und Ausschüsse war für mich eine Priorität.
Das Zugewandtsein der Menschen beeindruckte mich sehr. Immer wieder erlebte ich in all den Jahren offene Türen, wofür ich sehr dankbar bin. Nicht nur die Arbeit in der Kirchengemeinde interessierte mich, sondern auch das Leben und die vielen Vereine. Besonders gespannt war ich auf die Kerb und den Kerwegottesdienst. Und es war gar nicht so schlimm, wie man es mir prophezeit hatte!
Büttelborn ist eine einladende Gemeinde
So habe ich mich bald in Büttelborn eingelebt und wohlgefühlt. Unsere Kirchengemeinde ist volkskirchlich geprägt, d. h. nicht nur die "Kirchengemeinde" gehört dazu, sondern auch diejenigen, die der Kirche kritisch, ja ablehnend gegenüber stehen. Ich kann als Pfarrer nicht erwarten, dass sonntags die Kirche voll besetzt ist, sondern habe meine Arbeit auch auf diejenigen konzentriert, die der Kirche kritisch gegenüberstehen und ihr ganz den Rücken kehren. Unser Kirchenvorstand versteht sich als einladende Gemeinde, die alle Menschen im Blick hat.
Ich möchte mich bei allen herzlich bedanken, die mich in meiner Arbeit unterstützt haben. Wir haben viele Höhepunkte erlebt, z. B. die Konfirmationen und die lebendigen Familiengottesdienste, nicht zu vergessen unser "Kerchgassfest". Ohne die vielen engagierten Menschen in unserer Gemeinde wäre all das nicht möglich gewesen! Danken möchte ich für die Verlässlichkeit, das Mittragen, Danken möchte ich auch all denen, die sich um die Finanzen und die vielen Baulichkeiten engagiert haben sowie allen Gruppen, die zur Lebendigkeit und Buntheit unserer Kirchengemeinde beigetragen: der JBB, der Backstage-Gruppe, dem Kigoteam, den Chören und dem Posaunenchor, der Band, der Strickstubb, der Projekt-Gruppe, dem Frühstücksteam und dem Kirchenvorstand.
Text aus dem Gemeindebrief Winter 2019 / 2020
Ein herzliches Dankeschön
"Du kannst bredauern, dass etwas Schönes vorbei ist, oder dich freuen, dass du etwas Schönes erlebt hast."
Diesen Gedanken habe ich in einem "Lebensfreude-Kalender", den ich von einer Freundin beschenkt bekam, entdeckt. Ja, so ist es auch! In Büttelborn habe ich zusammen mit meinem Mann Holger viel Schönes erlebt! Viele Menschen durfte ich kennenlernen und begleiten. Ich denke z. B. an unsere Konfis. Besonders die Konfirmationen haben mich spüren lassen, dass jede und jeder eine eigene Persönlichkeit ist.
In den vielen Jahren meines Dienstes als Pfarrer bin ich auch großem Leid begegnet. Menschen haben mir ihre Belastungen und Sorgen erzählt mit dem Wissen, dass ich als Seelsorger dem sogenannten "Beichtgeheimnis" verpflichtet bin.
Gerne am Puls der Zeit
Gerne bin ich auch zu verschiedenen Veranstaltungen der Vereine oder der Kommune gegangen und habe den "Puls der Zeit", sprich der Menschen entdeckt.
All dies gehört nun der Vergangenheit an! Mir geht es gut, wenn ich jetzt ohne Terminkalender leben darf. Verpflichtungen muss ich nicht mehr nachgehen. Ich darf getrost mein Leben gestalten, wie ich es für richtig halte. Noch stehen bei uns überall Kisten herum die noch ausgepackt werden müssen. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag eine Kist zu leeren. Ob mir das gelingt …?
Der Gottesdienst am 26. Januar 2010 hat mich tief berührt. Die vielen Menschen, die von mir Abschied nehmen wollten, haben mich erstaunen lassen. Ohne die Hilfe des Kirchenvorstandes und der Jungen Bühne wäre das Fest nicht gelungen! Auch der Gottesdienst mit Pfr. Eberhard Hampel, mit der Pröpstin Karin Held, mit Dekanin Birgit Schlegel, mit dem Chor und dem Posaunenchor, mit unserem Organisten Manfred Barthel, mit unserer Küsterin Birgit Rafalski-Schmitt, mit unserer Gemeindesekretärin Iris Merbach (im Vorfeld) und besonders das Überreichen der Blumen von den Kindern haben mich eindrücklich bewegt! Danke an alle, die in unserer Kirche ein Grußwort gesprochen haben, auch den Kuchenbäckerinnen, die zum Gelingen des Abschieds beitrugen. Am Abend dieses besonderen Tages haben Holger und ich die vielen Geschenke ausgepackt. (Ich könnte fast eine "Weinhandlung" aufmachen!) Danke für die vielen Wünsche in Briefen und beim Verabschieden mit Worten.
"Alles hat seine Zeit!"
Aus den Gemeindebriefen Herbst 2019/2020 und Frühjahr 2020
Letzte Änderung am: 29.03.2021
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