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Die Geschichte der Büttelborner ev. Kirche (Jakobskirche)

Den ersten Hinweis auf ein Kirchengebäude in Büttelborn erhalten wir aus einer Urkunde des Jahres 1358. Dort wird von einem Pfarrer Kobel aus Groß-Gerau und den Kirchenmeistern zu „Büdelborn" der der Kapelle gehörende Zehnte, am Ullenberg in Weiterstadt gelegen, an den Konvent zu St. Clara in Mainz verkauft. Bei der Kapelle handelt es sich aber ganz sicher noch nicht um den Vorgängerbau der heutigen Kirche, vielmehr war damit die kleine St.-Jost-Kapelle gemeint, die außerhalb des Dorfes stand und bis zur Einführung der Reformation in unserer Gegend 1526/27 als Kapelle diente. Danach wurde sie zunächst als „Beed-Scheuer" (Beed = Abgabe, damals in Naturalien) benutzt, bis sie dann 1590 abgebrochen wurde. Reste dieser kleinen Kapelle wurden 1670 den Wallerstädtern „nachbarlich und christlich" zum Bau ihrer eigenen Kirche geschenkt. Fundamente der Jostkapelle fand man noch Anfang dieses Jahrhunderts, als das Haus Mainzer Straße 66 gebaut wurde. Wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstand inmitten des Dor­fes, dort wo unsere heutige Kirche steht, eine Vorgängerkirche, aus Stein ge­baut. Es ist anzunehmen, dass auch davor schon am selben Platz eine kleinere Kirche, vielleicht aus Holz, gestanden hat.

Zumindest eines aber können wir mit Sicherheit feststellen, dass es ca. 70 Jahre lang in Büttelborn zwei Gotteshäuser nebeneinander, d. h. gleichzeitig, gegeben hat: die kleinere, außerhalb des Dorfes gelegene St.-Jost-Kapelle und die St.-Jakobs-Kirche, an der Stelle unserer heutigen Kirche.

Diese Steinkirche, zu „St. Jakob" genannt, weil damals - noch in katholischer Zeit - der Schutzpatron der Kirche der heilige Jakob war, ist uns durch eine Beschreibung aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts näher bekannt. In der Länge maß sie nur 37, in der Breite 32 und in der Höhe 15 Schuh, daher „die Leute, zumal keine rechte Bordbiehne (Empore) vorhanden, dermaßen um die Kanzel ineinander zusammengepackt waren, dass der Pfarrer sein Amt mit der größten Beschwerlichkeit verrichten musste.

Zwischen den Jahren 1710 und 1727 hat man, um zusätzliche 15 Sitzplätze für Männer zu gewinnen, im Chor, d. h. an der Stelle, an der sich heute die Sakristei befindet, eine Empore gebaut. Auf ihr steht nun die später erst dort eingebaute Orgel.

Das zum Bau der Empore benötigte Holz wurde im Gemeindewald geschlagen. Jeder Inhaber eines dieser neuen Plätze zahlte in der vordersten Reihe auf der Empore 20 Albus. Die Plätze weiter hinten wurden vergeblich für Geld ange­priesen. Und da sie niemand bezahlen wollte, wurden sie ohne Geld vergeben. Man muss wissen, dass in früheren Zeiten die Stühle in der Kirche ganz bestimm­ten Personen bzw. Familien gehörten und dass sie sich vererbten. Auch der je­weilige Schultheiß, Bürgermeister oder die Gerichtsschöffen hatten besondere Kirchenstühle.

Die Kosten für den Bau der Empore wurden zusätzlich zum Verkauf der Sitz­plätze noch durch 8 Gulden 15 Albus Strafgelder und 1 Gulden 10 Albus Einnah­men von der Vergabe der „Weiberstühle" sowie einem Zuschuss der Gemeinde in Höhe von 19 Gulden 14 Albus 4 Denaren gedeckt.

Aus einem Bericht über die kirchlichen Zustände in Büttelborn aus dem Jahre 1720 ist bekannt, dass ein Drittel der Gemeinde stehen müsse, wenn sie zum Gottesdienst komme; außerdem sei die Kirche ganz baufällig, dass kein Leyen­decker (Dachdecker) mehr auf das Dach steigen wolle und könne. Und das Mauerwerk sei ganz zerrissen und vermürbt.

Pfarrer Johann Philipp Henckel, in Büttelborn von 1727-1745 Pastor der evan­gelischen Kirche, schreibt 1727 ins hiesige Kirchenbuch: „Nachdem auch bei dem Antritt meines Amtes die Büttelborner Kirche gar zu eng und baufällig, und man bereits vor 50 Jahren, der ältesten Aussage nach, dahin bedacht ge­wesen ist, wie dieselbe möge erweitert werden, zu sothanem Endzweck aber bishero nicht gelangen können; Als habe durch Gottes Gnade und Assistenz des fürstlichen Amtmanns zu Dornberg, Herrn Anselm Carl Elwert, endlich die Gemeinde, ohne zu wissen, wo noch ein Heller zu diesem wichtigen Bauwesen herzunehmen sei, doch dahin disponirt, daß sie sich dazu einhellig entschlos­sen ..." (Eine wortwörtliche Wiedergabe dieses Kirchenbucheintrages finden Sie nachfolgend eingerahmt).

Nach einem von Bauverwalter Friedrich Sonnemann aus Darmstadt entworfenen Plan wurde nur der westliche Teil der alten Kirche niedergelegt, der östliche Teil, heute Chor und Sakristei, wurde stehengelassen - und ist in derselben unveränderten alten Form bis jetzt erhalten geblieben. So versteht sich auch heute das äußere Bild unserer Kirche. Beide Teile sind nicht nur von unter­schiedlicher Höhe, sondern - was noch interessanter - grundverschieden in ihren Baustilen. Der niedrigere alte Teil weist die eindeutigen Stilelemente des ausgehenden Mittelalters auf: gotische Spitzbogenfenster mit dem typischen Maßwerk im Bogenteil und die ebenfalls zum Stil jener Zeit gehörigen äußeren Stützpfeiler im 5/8-Schluss. Im Inneren der heutigen Sakristei ist an der Decke noch ein verzierter Stein zu sehen, der zwischen zwei Figuren, sog. „Wildem Mann" und „Wilder Frau" eine Hausmarke und die Jahreszahl 1457 zeigt.

Aus derselben Zeitepoche stammen auch die drei noch erhaltenen alten Fen­sterteile mit bunter Glasmalerei. (PC: siehe rechte Spalte - Handy: siehe unten). Sie stellen einen Christus am Kreuze, eine Madonna mit Christuskind und einen katholischen Geistlichen im Priestergewand dar. Ein viertes Glasgemälde war schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nicht mehr vorhanden; auf ihm war „ein Frauenkopf mit sehr schönem und ausdrucksvollem Gesicht und mit einem gelben zurückgeschlagenen Schleier" zu sehen. Der Pfarrer schrieb damals: „ist nicht mehr vorhanden. Wann abhanden gekommen, ist unbekannt".

Die Abbrucharbeiten der alten Kirche, Voraussetzung für den Beginn des Neu­baues, begannen am ersten April 1728 spät nachmittags, nachdem am selben Tag noch vorher Johann Philipp Senßfelder und Margaretha Elisabetha geb. Hirsch in der alten Kirche getraut worden waren.
Der Layendecker (Dachdecker) musste zuerst das Dach abtragen, wofür er 7 Gul­den erhielt. Die Kirchenglocken wurden heruntergeholt und auf dem die Kirche umgebenden Friedhof auf einem hölzernen Gestell aufgehängt.

Nachdem das Dach abgetragen war, wurde die Kirche von Maurermeister Mol­thaner aus Leeheim bis auf den heutigen Chor und die jetzige Sakristei nieder­gelegt. Die dazu notwendigen Fuhren wurden von den Bauern aus der Um­gebung (Kirchspiel Groß-Gerau) kostenlos durchgeführt. Sie bekamen dafür lediglich an Verköstigung für ihre Arbeit Weißbrot und Wein.

Die finanziellen Mittel zum Bau der Kirche mussten erst beschafft werden. Träger der Baulast war damals noch die bürgerliche Gemeinde. Die Kirchen­kasse konnte auf hochfürstliche Dispensation nur einen Betrag von 200 Gulden beitragen.

Bei einer Sammlung innerhalb der Gemeinde wurden von den verehelichten Personen 237 Gulden 27 Albus, von den ledigen Personen 35 Gulden 27 Albus und von den Schulkindern 4 Gulden 26 Albus zusammengebracht. Eine Umlage bei den Ortsbürgern in Büttelborn brachte die Summe von 384 Gulden. Die Wohlhabenden hatten 8 Gulden, die Mittleren 6 und die Geringeren 4 Gulden zu zahlen, je nach ihrem Vermögen.

An Spenden von Wohltätern gaben Ihre hochgräfliche Exzellenz von Hanau 50 Gulden, Ihre hochgn. Exzell. von Seyboldtsdorff zur Kanzel 40 Gulden, Herr Amtmann Elwert von Dornberg gab 10 Gulden, womit zusätzlich 100 Gulden beisammen waren.

Wiederum 100 Gulden ergaben zwei Spenden des Kirchenkastens des Amtes Dornberg (75 Gulden) und des Amtes Rüsselsheim (25 Gulden). Als Kollekten aus dem Amte Dornberg (aus den Gemeinden Dornberg, Berkach, Dorn­heim, Leeheim, Wolfskehlen, Goddelau, Erfelden, Crumstadt, Stockstadt und Biebesheim) kamen 146 Gulden 20 Albus zusammen.

86 Gulden 9 Albus 4 Denare erbrachte eine Sammlung im Oberamt Rüsselsheim (Gemeinden Klein-Gerau, Worfelden, Groß-Gerau, Trebur und Wallerstädten). Aus der Obergrafschaft wurden folgende Summen gespendet: Aus dem Ober­fürstentum (Oberhessen) 55 Gulden 6 Albus 1 Denar. Aus der Superintendur des Herrn Superintendenten Schuppart 15 Gulden 15 Albus; zusammen: 150 Gulden.

Bei der Einweihung der Kirche wurden gesammelt: 59 Gulden 22 Albus 4 Denare. Aus des sei. Herrn Superintendenten Mayen Superintendur 30 Gulden 23 Albus 4 Denare.

Da das somit zusammengekommene Kapital noch nicht ausreichte, wurde Geld aufgenommen bei: Nikolaus Schillings Vormund dahier: 100 Gulden, Amtmann Elwert in Dornberg: 700 Gulden, Kabinetts-Kassier Schwebel, Darmstadt: 800 Gulden. Zusammen: 1.600 Gulden Anleihen.

Aus verkauftem Baumaterial wurden 167 Gulden 6 Albus erlöst. Aus der Ge­meindekasse wurden von den beiden Gemeinderechnern Johann Nicol Byrach und Peter Drott 223 Gulden 7 Albus abgeführt. Alle Einnahmen zusammen er­gaben: 3.631 Gulden.

Die Ausgaben zum Kirchenbau wurden zu folgenden Zahlungen verwendet: für Kalk 216 Gulden; für Mauersteine 103 Gulden; für gehauene Steine 122 Gulden; für 700 Schuhplatten 22 Gulden; für 22 000 Backsteine 70 Gulden 10 Albus; für dannene Dielen und Floßholz dem Schultheißen Schneider aus Stockstadt 261 Gulden 28 Albus; für eichene Diele 39 Gulden 20 Albus; für tannene Diele 157 Gulden 21 Albus 4 Denare; für tannene Doppeldiele 217 Gulden 7 Albus 4 Denare; für Eisen und Nägel (einschließlich eines gegossenen Wind­ofens in die Sakristei) 213 Gulden 14 Albus 2 Denare; für Eisen und Nägel 30 Gulden 7 Albus 2 Denare; für 200 Reiß Schiefer an Peter Cronenberg in Caub 256 Gulden 18 Albus 18 Denare. Insgesamt für Baumaterial: 1.515 Gulden 29 Albus.

Der herrschaftliche Zimmermann erhielt 300 Gulden; für den Glockenstuhl 8 Gulden; zusammen wurden für Zimmerarbeiten verausgabt: 374 Gulden 5 Albus. Der Layendecker (Dachdecker) musste das alte Kirchendach abdecken: 7 Gulden 15 Albus. Das neue Kirchendach mit Turm und Sakristei deckte er für 151 Gul­den 7 Albus. Als der Sturmwind das bereits aufgesteckte Kreuz ruiniert hatte, musste er es wieder herunterholen und, nachdem es ausgebessert worden war, neu aufstecken; dazu kam noch das Decken der beiden Hallen, vor beiden Kirchentüren als Überdachung, zusammen bekam er dafür 8 Gulden 16 Albus. Macht zusammen insgesamt an Dachdeckerlohn 167 Gulden 8 Albus.

Für Spenglerarbeiten 41 Gulden 10 Albus 4 Denare.
Für Schreinerarbeiten 233 Gulden 20 Albus.
Der Glaser für neue Fenster: 124 Gulden. Die alten Fenster wurden ihm zum Preise von 6 Gulden überlassen.
Der Schmied Caspar Beck erhielt: 156 Gulden 12 Albus 2 Denare.
Die Schlosserarbeit kostete: 32 Gulden 18 Albus.
Der Weißbinder erhielt: 100 Gulden 11 Albus.

Maurer Molthaner aus Leeheim für das Abbrechen der alten Kirchengemäuer, die neuen Fundamente zu graben und alle Maurerarbeiten zu errichten: ? (Be­trag ist leider nicht bekannt).

Für die Verköstigung der Fuhrleute, die die Bittfuhren leisteten, lieferte der Ge­meindebäcker Wilhelm Friedrich Weißbrot für 22 Gulden 7 Albus 4 Denare. Den Fuhrleuten wurde außerdem beim Richtfest am 10. Oktober 1728 ein Ohm (Weinmaß) für 6 Gulden ausgeschenkt; später zusammen 3 Ohm 6 Viertel im Werte von 25 Gulden 19 Albus 4 Denare.

Für Verzehr beim Aufschlagen der Kirche an den Wirt Schwartz (Anwesen Graf/­Funk neben der Kirche): 20 Gulden; dazu weiterer Verzehr aus Anlass des Kir­chenbaues bei Wirt Schwartz: 40 Gulden 18 Albus.

Der Wetterhahn auf dem Turm, geliefert von Kupferschmied Wallenstein aus Darmstadt, kostete 13 Gulden 18 Albus.

Für 2 Paar Strümpfe, die der Layendeckergeselle einem alten Handwerksbrauch gemäß oben auf dem Kirchturm anzog, dem Krämer aus Berkach 2 Gulden 20 Albus. Den Zimmerleuten wurden ebenfalls Strümpfe geliefert: 10 Gulden.

Dem Bildhauer für den Taufengel 12 Gulden und für die Figur auf der Kanzel 10 Gulden 7 Albus 4 Denare.

Alle Ausgaben zusammen für Handwerker betrugen: 1.573 Gulden 24 Albus 1 Denar.

Um die neue Kirche größer als die alte bauen zu können, musste vom Nachbar­grundstück nebenan ein Stück Gelände erworben werden. Dafür erhielt der Besitzer Peter Jockel 25 Gulden.

Die Gesamtkosten des Kirchenneubaues betrugen 3.630 Gulden 25 Albus 3 Denare. Eine Restsumme von 1 Gulden 3 Albus 3 Denaren blieb übrig!

Aus der alten Kirche wurden die Turmuhr, die Glocken und das große Kruzifix, das im Innern der Kirche vom Bogen herabhängt, weiterverwendet. Die Orgel, die einmal indirekt in der alten Kirche erwähnt wurde, konnte nicht in den Neu­bau übernommen werden. Erst 1782 erhielt die Kirche eine neue Orgel.

Der Grundstein zum Kirchenneubau wurde am 15. April 1728 gelegt. Aus einem Bericht des damaligen Pfarrers Henckel wissen wir, dass er „an dem Eck des Schiffs zu rechter Hand, wenn man von der Gaßen in die Kirche geht", seinen Platz bekam. Weiter heißt es „in demselben ist weiter nichts, alß die Namen des regierenden Hn. (Herrn) Landesfürsten, des zeitigen Geometers und Pfar­rers, wie auch Schultheißen und Gerichts befindlich.

Die Einweihung der Kirche wurde am 26. Sonntag nach Trinitatis 1728 (am 21. November 1728), d. h. am Sonntag vor dem ersten Advent, feierlich begangen. Der Festakt in der neuen Kirche wurde vom Superintendenten Gebhard geleitet. Anschließend gab es ein großes Festmahl im Gasthaus Schwartz (heute das Haus Mainzer Straße 33).

An Ausgaben für den festlichen Schmaus entstanden folgende Posten:

für 50 Römer-Gläser beim Festmahle im Gasthaus Schwartz
dem Glasermeister Heckel zu Frankfurt am Main: 4 Gulden 12 Albus;
für Tischmesser: 15 Albus;
für einen Botengang nach Frankfurt am Main: 15 Albus;
für ein Ohm und ein Viertel Wein zum Festmahl: 21 Gulden;
für vier Kumpf Weißmehl und ein Kumpf Salz: 1 Gulden 15 Albus;
für ein Achtel Roggenmehl: 1 Gulden 15 Albus;
für Butter und Eier: 4 Gulden 3 Albus;
für Ochsenfleisch und Speck dem Metzger Wagner zu Darmstadt: 3 Gulden 13 Albus;
für einen Keiler (männliches Wildschwein): 7 Gulden 15 Albus;
für drei welsche Hähne (Truthähne): 2 Gulden 7 Albus 4 Denare;
für Salat: 7 Albus 4 Denare;
für Küchenviktualien (Küchenkräuter): 3 Albus 4 Denare;
für den Koch: 2 Gulden 15 Albus.

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Die nächste bedeutende Veränderung des Gotteshauses wurde 1784 in die Wege geleitet; ein neuer marmorner Taufstein wurde im Kur-Trierischen bei Steinmetz Johannes Hültzer aus Villmar in Auftrag gegeben. Seine Farbe war schwarz, von weißen Adern durchzogen; er war drei Schuh und vier Zoll hoch, oben zweieinhalb Schuh breit und sollte laut vorliegendem schriftlichen Vertrag „sauber und fein nach der jetzigen Facon ausgearbeitet sein". Der Vertrag war 1783 am 12. September geschlossen; Liefertermin war der Mai 1784, „es sei denn, daß der Mayn mit Eiß oder gar zu ginge". Die Kosten waren mit 45 Gulden veranschlagt, 15 Gulden Anzahlung, der Rest war bei Aufstellung in der Büttel­borner Kirche fällig. Bezahlt wurde der Stein von der Gemeinde. Ein Jahr später 1785, wurde wiederum bei Steinmetz Hültzer in Villmar ein neuer Altar aus Marmor zum Preise von 132 Gulden bestellt.

Vorher waren der hiesige Schultheiß und seine Gerichtsschöffen in Dieden­bergen in der Grafschaft Eppstein, um sich dort einen ähnlichen Altar als Muster anzusehen, Georg Krauss musste in derselben Angelegenheit „einen Gang nach Villmar" machen und erhielt dafür 1 Gulden 10 Albus aus der Gemeindekasse. Für 19 Gulden 14 Albus hatten die Fuhrleute, einschließlich ihrer Pferde, und auch der Steinmetz mit Sohn und Tochter für 7 Tage Logis in der Gastwirtschaft Görlich, bis der Altar aufgestellt war.

Der neue Altar wurde mit einer feierlichen Predigt von Pfarrer Baumann einge­weiht.

Im Jahre 1792 bekam die zur Straße zeigende Front der Kirche neue Fenster­scheiben („Tafelscheiben"), die der Glasermeister Schulz aus Dornheim lieferte.

Dazu steuerte der Kirchenkasten 40 Gulden bei. Den Rest zahlte, wie auch beim neuen Taufstein und dem neuen Altar, die bürgerliche Gemeinde. Ihr oblag bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts die Baulast für die Kirche und das Pfarrhaus. Erst danach wurde diese Verpflichtung abgelöst.

Die an der Südseite (Straßenfront) des Kirchenschiffes heute noch intakte Sonnenuhr soll, ihrer Aufschrift nach, 1820 angebracht worden sein. Die größte Veränderung in geschichtlicher Zeit ist wohl 1841 in der Kirche vor-genommen worden. Damals wurde die Kirche geweißt, Stühle und Empore mit Ölfarbe angestrichen, der Fußboden ganz mit roten und weißen Sandstein-platten belegt, der bisherige Chor zur Sakristei hergerichtet, die an der Seite nach der alten Sakristei befindliche Kanzel unter die Orgel gestellt und so mit der neuen Sakristei in Verbindung gebracht und der Altar um 1½ Fuß nach dem Kirchenschiff zu vorgerückt. Die ganze bauliche Umgestaltung und Reno­vierung kostete 150 Gulden. Die bürgerliche Gemeinde weigerte sich, diese Kosten zu übernehmen; so wurden sie aus dem Kirchenkasten beglichen. Am 23. Sonntag nach Trinitatis (14. November) wurde die renovierte Kirche mit einem feierlichen Gottesdienst durch Pfarrer May wieder eröffnet. Dabei wurden einige von Pfarrer Dittmar aus Wallerstädten extra zu diesem Anlass gedichtete Kirchenlieder, die auf Kosten der Gemeinde sogar gedruckt wurden, gesungen. Anschließend an den Gottesdienst versammelte sich die ganze Gemeinde zu einem gemeinschaftlichen Festmahl im Wirtshaus des Bürgermeisters Barthel. Weitere bedeutende Erneuerungsarbeiten und Reparaturen am Kirchengebäude fanden statt: 1928 (aus Anlass des 200jährigen Jubiläums des Gebäudes), 1953 (besonders Turm und Dach repariert), 1964 (Außenrenovierung), 1971-1973 (gründliche Innenrenovierung, u. a. völlig neue Ausmalung des Inneren, Erneue­rung des Fußbodenbelages und der gesamten Bestuhlung, Mittelgang wird abgeschafft).

In dieser letztgenannten Form war der Kirchenbau in seinem Jubiläumsjahr 1978 zu be­wundern.

Gerhard Raiß 

Bericht von Johann Philipp Henckel,
Pastor an der evangelischen Kirche in Büttelborn
von 1727 bis 1745

Nachdem auch bey dem Antritt meines Ambts die Büttelborner Kirche gar zu enge und baufällig, und man bereits vor 50 Jahren, der ältesten Aussage nach, dahin bedacht gewesen ist, wie dieselbe mögte erweidert werden, zu sothanem Endzweck aber bißhero nicht gelangen können; Alß habe durch Gottes Gnade und Assistentz des fürstl. Amtmanns zu Dornberg, Herrn Anshelm Carl Ellwerts, endlichen, die Gemeinde, ohne zu wißen, wo noch ein Heller zu diesem wichtigen Bauwesen herzunehmen, seyn doch dahin disponirt, daß sie sich darzu einhellig entschloßen, und gdgste Ratification bey dem durchlauchtigsten Fürsten und Herren, Herrn Ernst Ludwig, Landgrafen zu Heßen p.p. supplicando angehalten hat. Welche gdgstr. Ratification auch sogleich erfolget ist. Worauff der Geheimde Regierung und Consistorialrath, der Hochwohlgebohrene Freyherr von Löwenstern und Ihro Hochwürden der Herr Superint: Gebhard sich nach Büttelborn begeben, und nebst dem obenbemelten Hn. Amtmann und mir, mit Außschließung des Pfarrers zu Grosen Gerau und Metropolit: des Oberamts Rüßelsheim, Eberhard Philipp Züehl, die neue Kirche abgemeßen und denen Handwerksleuthen, nach dem verfertigt gewesenen Riß, würklich verdingt haben. Der Anfang, die alte Kirche abzubrechen, ist gemacht worden ao X ti 1728 den 1ten Aprilis spath nachmittag, nachdem eben denselben Tag kurtz vorher Johann Philipp Senßfelder und Margaretha Elisabetha (geb. Hirsch) priesterlich darinnen copulirt worden. Der Grundstein wurde gelegt den 15ten dito an dem Eck des Schiffs zu rechter Hand, wenn man von der Gaßen in die Kirche geht. In demselben ist weiter nichts, alß die Nahmen des regierenden hin. Landesfürsten, des zeitigen Geometern und Pfarrers, wie auch Schultheißen und Gerichts befindlich. Die Einweyhung geschahe von dem Herrn Superintendenten Gebhard an dem Sonntag vor dem Advent, war Dom.: 26.p.Trin. eben dieses Jahrs. (21. November 1728)

Die gantze Kirche kostet 3.630 fl. 27 alb. 4 ch

Henckel

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Am Einweihungstag (21.11.1728) wurden in der neuen Kirche copuliert (verheiratet):

Nicolaus Schilling,
weyland (verstorben) Johann Valentin Schillings, Gemeinsmann zu Büttelborn
hinterlaßener, ehelicher und lediger Sohn
mit
Elisabetha,
Johann Philipp Nickels, Gemeinsmanns daselbsten,
eheliche und ledige Tochter.

(Diese Eintragung wurde von Herrn Christian Friedmann, Oberstudienrat i. R., in einem der Büttelborner Kirchenbücher aufgefunden.)


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Text entnommen aus der FESTSCHRIFT zum 250jährigen Jubiläum unserer Kirche.

Die weitere Geschichte unser Kirche (nach 1978) folgt demnächst. 

 

 

Letzte Änderung am: 05.02.2021

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