275 Jahre evangelische Kirche Büttelborn
Text aus dem Gemeindebrief zum Jubiläumsjahr
Liebe Gemeindebriefleserinnen und ‑leser,
1978 wurde das 250-jährige Bestehen der Kirche mit einem großen Fest gefeiert. Seitdem sind 25 Jahre vergangen, in denen sich in der Gemeinde vieles verändert hat. 21 Jahre davon habe ich als Gemeindepfarrerin miterlebt. Als ich am 1. April 1982 die Stelle in Büttelborn antrat, war das Jubiläumsjahr von 1978 noch allen gut in Erinnerung. Der Kollege Walter Ullrich hatte es mit viel Energie federführend organisiert im Team mit vielen anderen. 1980 wechselte er in die Gemeinde Geinsheim, und die Pfarrstelle war für mehr als ein Jahr unbesetzt. Es zeigte sich in dieser Zeit, dass Büttelborn eine starke, lebendige Gemeinde ist, denn das gemeindliche Leben war durchaus ein aktives in dieser "pfarrerlosen" Zeit. Kindergottesdienst, Kirchenchor, Posaunenchor und Frauenhilfe hatten dafür gesorgt, dass manches Projekt stattfinden konnte. Und vor allem die engagierte Sekretärin Else Kreim im Gemeindebüro hatte für Kontinuität gesorgt.
Nach meiner ersten Eingewöhnungszeit konnten dann nach und nach neue Projekte in Angriff genommen werden. 1982 entstand der Flötenchor, den es mit immer wechselnder Besetzung noch heute gibt. Am Volkstrauertag 1982 fand die erste Veranstaltung im Rahmen der kirchlichen Friedenswoche statt. Unter dem Thema "Frieden in der Schöpfung" versammelten sich die Gemeinde zu Gottesdienst, Ausstellung, Vortrag und Diskussion. In den kommenden Jahren sollte die Friedenswoche zum festen Bestandteil werden.
Im Jahr 1983 erneuerte sich der Kindergottesdienstkreis. Zu den beiden beständigen Mitarbeitern Else Trumpold und Hans-Dieter Hamisch kamen fünf Jugendliche hinzu. Wir feierten drei Familiengottesdienste und ein Sommerfest.
Kurz vor Weihnachten entstand eine "Dritte-Welt-Gruppe", die regelmäßig einen Stand zuerst vor der Kirche und später vor dem Supermarkt in der Ortsmitte aufstellte, um gerechten Handel mit den Ländern der sogenannten "Dritten Welt" zu fördern und Bewusstsein für die Probleme in der Bevölkerung zu schaffen.
Aus dem Konfirmandenjahrgang wuchs eine Jugendgruppe mit ca. 20 Jungen und Mädchen, die sich wöchentlich traf.
Im Laufe der Jahre sind dann noch etliche Gruppen hinzugekommen, von denen es - bis auf den Bibelgesprächskreis - alle heute noch gibt: Die Spinnstubb (seit 1984), den Bibelkreis (von 1989 bis 1998), die Jugendtheatergruppe (seit 1992), die Jugendband (seit 1985), die "Windzeit-Band" (seit 1997), die Regenbogen-Kindergruppe (seit 1999) und die Kindertheatergruppe (seit 1999).
In den 90er Jahren entwickelte sich die Gemeindearbeit immer mehr hin zu einer projektorientierten. Immer weniger Menschen waren bereit, sich auf wöchentliche, feste Gruppentreffen festzulegen, waren aber auf begrenzte Zeit durchaus bereit, an Projekten mitzuarbeiten. Es entstand die Oster- und die Weihnachtswerkstatt, die Osternachtsgottesdienste (lange Jahre mit der vorangehenden Fastenaktion "Sieben Wochen ohne"), die Tauferinnerungsgottesdienste, zahlreiche Projekte mit Konfirmandinnen und Konfirmanden und deren Eltern, Freizeiten und Fahrten (Teilnahme an Kirchentagen, Kirchenvorsteherseminare, Chorfreizeiten, Familienfreizeiten und Konfirmandenwochenenden). Rege beteiligte sich die Gemeinde auch an den Projekten des Dekanates, besonders den regelmäßigen Kinderkirchentagen und den Dekanatsmusiktagen. Ein Kooperationsprojekt zwischen der Jugendtheatergruppe und dem "Theater hinner de Kerch" machte uns besondere Freude. Es führte 1998 zu drei Aufführungen von Thornton Wilders "Unsere kleine Stadt" und 2000 zu vier Aufführungen von "Arsen und Spitzenhäubche".
Besonders stolz sind wir auch auf unsere Kleiderkammer für Wohnungslose. Schon seit dem Beginn meiner Amtszeit versuchten wir, Wohnungslose so gut wir konnten zu unterstützen. 1994 konnte dann der Container erworben werden, in dem die Kleiderkammer nun untergebracht ist. Ein Arbeitskreis von acht Frauen trägt die aktive Arbeit mit großem Engagement, und noch immer werden wir aus der Bevölkerung unermüdlich unterstützt durch Spenden.
Wenn es im Rückblick auf die 25 zurückliegenden Jahre etwas gibt, wofür wir besonders dankbar sein können, dann ist es das, dass wir immer sehr viel Glück mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehabt haben. Nie hat es an engagierten Menschen gefehlt, die viel Zeit und Idealismus aufgebracht haben, und so einen Vielfalt von Projekten möglich gemacht haben. Viele sind ein Stück mit uns gegangen, und wir erinnern uns gern an die Zeit mit ihnen.
Auf der Chorleiterstelle gab es mehrere Wechsel: Nach Christian Grellmann kam 1986 Christoph Giesen, 1989 ging die Leitung an Clemens Kanka über, 1996 an Michael Müller. Seit 1998 leitet den Chor Claudia Regel. die letzteren drei sind Musikstudenten aus Frankfurt, die mit großer Kenntnis und Begeisterung viele schöne Konzerte auf den Weg gebracht haben.
Im Posaunenchor hatten wir nur einen Wechsel: 1990 übernahm Bernd Thiele die Leitung von Hans Barthel. Beide haben viel Arbeitskraft in den Chor investiert und auch schwierige Wegstrecken überwunden, denn manchmal waren wir eine kleine Schar von Bläserinnen und Bläsern. Aber immer war der Chor, ebenso wie der Kirchenchor, gern bereit Gottesdienste musikalisch mitzugestalten. Seit einigen Wochen wird der Posaunenchor nun von unserer Kirchenchorleiterin Claudia Regel betreut.
Auch die Arbeit im Sekretariat zeichnete sich durch hohe Kontinuität aus: Als Else Kreim nach etlichen Jahren engagierter Arbeit in den Ruhestand ging, übernahm die Stelle Angelika Gaschler, die nun schon zehn Jahre zuverlässig für Ordnung in der Verwaltung der Kirchengemeinde sorgt. Es ist ein gutes Zeichen, dass unser Büro immer regen Publikumsverkehr hat. Hier wird jeder herzlich begrüßt und findet Rat und Hilfe, die er sucht.
Verlässlichkeit und Freude an der Arbeit zeichnen auch unsere beiden Organisten aus. Als ich kam, war schon Manfred Barthel an der Orgel, einsatzfreudig und immer bereit, Neues auszuprobieren. 1992 kam auf der anderen halben Orgelstelle Gerlinde Vilmar dazu.
Damit gehören wir zu den wenigen Kirchengemeinden, die zuverlässig versorgt sind im kirchenmusikalischen Bereich, und wir sind dankbar dafür, dass dadurch die Kirchenmusik immer ein Arbeitsschwerpunkt in unserer Gemeinde sein konnte.
Auf der Küsterstelle gab es eine große Fluktuation. Seit meinem Dienstantritt arbeitet nun die siebte Mitarbeiterin auf dieser Stelle. Wir freuen uns sehr, dass die Arbeit nun bei Bianca Stauder in bewährten Händen ist, die immer hilfsbereit zur Stelle ist und dafür sorgt, dass Gebäude und Außenanlagen in guter Ordnung sind und alle sich in unseren Räumen wohlfühlen. Es ist sehr wichtig für eine Kirchengemeinde, dass alle sich willkommen fühlen.
Große Unterstützung erfuhr die Gemeinde auch durch junge Menschen, die zur Ausbildung bei uns waren. Fünf Vikarinnen und Vikare sind in den Jahren meiner Tätigkeit hier ausgebildet worden: Ina Claus (1987 bis 1989), Markus Fehlhaber (1990 bis 1992), Christoph Plath (1993 bis 1995), Tanja Bergelt (1996 bis 1998) und Ilka Friedrich (2001 bis 2003). Mit ihren kam en immer auch neue Ideen, die die Arbeit bereichert haben.
1984 kam Kristin Flach für ein Jahr als Gemeindepädagogin im Anerkennungsjahr. 1989 gelang es, eine habe Stelle für eine Gemeindepädagogin zu schaffen, die dann mit Frau Flach besetzt werden konnte. Bis 1999 hat sie bei uns gearbeitet. In dieser Zeit konnten wir viele Projekte mit Kindern und Jugendlichen verwirklichen, konnten Modellversuche in der Konfirmandenarbeit ausprobieren und begleitende Elternarbeit organisieren.
Ein anderer Grund für die vielseitigen und bunten Aktivitäten unserer Gemeinde liegt in der verlässlichen Leitung durch den Kirchenvorstand, der Neuem immer aufgeschlossen gegenüberstand und in solidarischer Zusammenarbeit mit mir vieles ermöglicht hat. Besonderen Dank gilt hier meinen Stellvertretern im Vorsitz Hans Funk und Hans Kullmann. Drei Kirchenvorstandswahlen haben in dieser Zeit stattgefunden: 1985, 1991 und 1997. Von dem Team, das ich vorfand, gehören sechs Frauen und Männer noch heute dem Kirchenvorstand an. Nun stehen wir wieder vor einer Wahl (am 27. April 2003). Immer ein wichtiges Datum für eine Kirchengemeinde, und wir hoffen, dass viele sich an der Wahl beteiligen werden.
Das letzte große Projekt war unsere umfassende Kirchenrenovierung. Beinahe über fünf Jahre haben sich die Arbeiten hingezogen. Die ersten Vorüberlegungen fanden 1999 statt, nun stehen wir kurz vor der Fertigstellung. Wir sind dankbar, dass wir dank der großen Hilfe aus der Bevölkerung, den Vereinen, Gewerbetreibenden und der Kommunalgemeinde diese große Vorhaben durchführen konnten, und hoffen, dass die Kirche nun wieder für viele Jahre allen ein gern aufgesuchter Ort ist.
Grund zum Danken haben wir reichlich, Grund zum Feiern auch. Das wollen wir in diesem Jahr tun. Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm haben wir vorbereitet mit Konzerten und Theaterveranstaltungen. Und natürlich gibt es auch wieder ein Kerchgassfest am 12. und 13. Juli 2003. Der Gottesdienst am 13. Juli 2003 soll dann auch unser offizieller Festgottesdienst zur Fertigstellung der Kirche sein, den wir mit vielen Gästen und allen an den Arbeiten Beteiligten feiern wollen.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die in diesen letzten 25 Jahren die Arbeit in der Gemeinde unterstützt und gefördert und getragen haben, und wünsche der Gemeinde für die Zukunft Gottes Segen, immer engagierte Menschen, einen Blick für das Wesentliche, das gesagt und getan werden muss, damit wir als Christinnen und Christen dem Auftrag gerecht werden können, den Gott uns gegeben hat: Gute Haushalter in seiner Schöpfung zu sein, Frieden und Gerechtigkeit zu verwirklichen und allen Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen.
Es grüßt Sie herzlich
Christiane Dannemann, Pfarrerin
Letzte Änderung am: 19.01.2021
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