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Die Kirchenglocken

Hier soll ein kurzer Überblick gegeben werden über alle Glocken, die jemals auf dem Büttelborner Kirchturm gehangen haben, unabhängig davon, ob sie heute noch vorhanden sind oder längst eingeschmolzen wurden.

Die älteste hier bekannte Glocke (s. Foto) ist die sog. Elfuhrglocke. Sie stammt aus dem Jahre 1448 und dürfte wohl aus der Zeit auf uns gekommen sein, in der unsere Kirche in ihren baulichen Uranfängen an der Stelle entstand, an der sie heute noch steht.

Die Glocke ist 310 kg schwer und trägt eine Inschrift in gotischen Majuskeln, die folgendermaßen lautet:

osanna heissen ich alle bisse wieder
vor driben ich meister dille von
hachenburg gussz mich mccccxxxxviii

Übertragen in unsere heutige Sprache würde man wie folgt lesen:

Osanna heiße ich alle bösen Wetter
vertreibe ich Meister Dill(mann) von
Hachenburg goss mich 1448

Die Glocke hat einen Durchmesser von 83 cm und eine Höhe von 67 cm (ohne Krone). Sie ist eine der ältesten Glocken in Südhessen. Aus dem Inhalt der Aufschrift erkennt man, dass die Glocke wohl als sog. Wetterglocke gegossen und verwendet wurde, zumindest in ihrer Anfangszeit. Sie wurde bei aufkommenden Gewittern oder drohenden Unwettern geläutet und sollte gleichermaßen Unheil abwenden und die Bevölkerung warnen. Heute wird diese Glocke als „Elfuhrglocke" verwendet, d. h. sie wird täglich um 11 Uhr vormittags geläutet. Ihre Tonlage ist e.

Auf der Holzachse (Joch) der Glocke steht:
„Herr Nicolaus Ras, Schuldeis,
Herr Johann Henrich Schaffner, B.M.R. (= Bürgermeister)."

Die größte Glocke auf dem Turm wurde 1705 gegossen von Tilmann Schmidt und Philpus Schweitzer aus Aslar. Sie ist 645 kg schwer und hat einen Durchmesser von 100 cm; ihre Tonlage ist cis.

Auch sie trägt eine Inschrift:

„Anfenklich alein auf Gott vertrauw - Von Hertzens Grund vest auf ihn bauw, in seiner Forcht heb alles an - Alsdann dir nichts mislingen kan. 1705.
M(agister) Johann Jakob Graul, Pastor; Philippus Ehl, Schultheis, Christof Schultheis, Johannes Gerlich, beide Burgermeister.
In Gottes Namen floß ich, Tilman Schmidt, Philpus Schwitzer mit, von Aslar gos mich.
Korn, Ehrenkönig, kom - Und schuetz uns allerwegen
Und bring uns Friede, Ruh - Und den gewuenschten Segen
Des Herren Wort, das helle Licht - Bleibt ewig und vergehet nicht.
Johannes Kalb, Martin Hirst, Peter Gerlich, Johannes Kulman, Christof Wagner
- alle des Gerichts Scheffen.
Jost Engel, Johannes Jockel, Johannes Bartel - Kirchenseniores. Bidel Born."

Auf der Holzachse (Joch) der Glocke steht:

„Herr Johann Atam Sensvelder, Schuldeis,
Johann Kimmel B.M.R. (= Bürgermeister)"
1757

Die kleinste Glocke stammte aus dem Jahre 1820, wo sie aus dem Metall einer alten gesprungenen Glocke gegossen (umgegossen) wurde. Die Inschrift dieser neuen Glocke lautete:

Gos mich für die Gemeinde Büttelborn Joseph Zechbauer
von Mainz
Andreas Graf, Gr. Schultheiß,
Daniel Petri, Bürgermeister.
1820.

Auch diese Glocke wiederum bekam 1910 einen Sprung und musste eingeschmolzen werden.

An ihrer Stelle goß die Fa. F. W. Rincker im Jahre 1911 in Sinn (bei Herborn) eine neue Glocke mit einem Gewicht von 260 kg, einem Durchmesser von 75 cm und der Tonlage gis.

Ihre Inschrift hieß wie folgt:

Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine Versammle ich
die liebende Gemeinde. Für die Gemeinde Büttelborn
goß mich im Jahre 1911 F. W. Rincker in Sinn.

Am 24. August 1917 (Bartholomäustag) musste diese Glocke heruntergenommen und zum Einschmelzen, wegen der Rohstoffknappheit im Ersten Weltkrieg, abgeliefert werden.

Jahre nach dem Kriege, 1924 (s. Foto), gab man als Ersatz für die eingeschmolzene Glocke eine neue in Auftrag. Wieder bei der Fa. Rincker in Sinn (Dillkreis). Sie war 257 kg schwer, hatte einen Durchmesser von 77 cm und ihre Tonlage war h.

Als Inschrift trug sie die Worte:

„O Land, Land, Land höre des Herrn Wort".

Diese Glocke galt als sog. Kling-Glocke oder Vaterunserglocke, d. h. sie läutete als Vorankündigung zum Gottesdienst und beim Vaterunser.

Am 1. Juli im Jahre 1940 wurden zwei der insgesamt drei Büttelborner Glocken wiederum vom Turm geholt und zum Zwecke des Einschmelzens abgeliefert. Auch im Zweiten Weltkrieg brauchte man Granatringe aus Bronze.
Allerdings wurde die älteste Glocke von 1448 „wegen ihres Altertumswertes" nicht eingeschmolzen", wie es in einem amtlichen Bericht heißt.
Zur Ablieferung gelangten die 1705 gegossene große Glocke und die neueste, erst 1924 angeschaffte Glocke.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fand sich glücklicherweise die ältere 1705 gegossene Glocke auf einem Glockenlagerplatz des Deutschen Reiches in Hamburg wieder. Die kleine Glocke von 1924 war und blieb verloren. Als Ersatz dafür wurde 1955 eine Glocke in ähnlicher Art neu in Auftrag gegeben. So hängt heute wieder wie eh und je ein schönes Geläut aus drei Glocken oben im Kirchturm.

Gerhard Raiß

Text entnommen aus der FESTSCHRIFT zum 250jährigen Jubiläum unserer Kirche.

Die weitere Geschichte unserer Glocken (nach 1978) folgt demnächst.

Letzte Änderung am: 03.01.2021

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