Andreas Leipold
Liebe Gemeinde!
Spätestens im Vorwort (* weiterer Text aus dem Gemeindebrief Sommer 2021 siehe anschließend) haben Sie erfahren, dass ich nach gut einem Jahr die Gemeinde wieder verlassen werde. Es waren intensive, für die Arbeit des Pfarrers aber auch sehr schwere Monate.
Bei der zweiten Ausschreibung der Pfarrstelle Anfang 2020 war Corona scheinbar noch weit weg. Ich versuchte mir einen Überblick zu verschaffen, welche Wünsche hat die Gemeinde an den neuen Pfarrer, wie lebt man in Büttelborn, welche Gruppen gibt es. Bevor ich die Bewerbung schrieb, wollte ich wenigstens 'mal den Posaunenchor gehört und im Kirchenchor mitgesungen haben. Und kaum hatte ich meinen ersten Gottesdienst in Büttelborn besucht, da kam das Virus auch schon um die Ecke und alle mussten ihr Leben drastisch einschränken. Vielleicht ist es Jammern auf hohem Niveau, denn die Besuchsverbote in Krankenhaus und Heim betrafen mich nur in geringem Maß, Urlaub kann man auch im eigenen Garten machen, und das Virus hat mich bis jetzt verschont, aber die Situation hat nach den vielen Jahren, in denen ich mich wegen der Pflege meiner Frau hatte einschränken müssen, schon spürbar an meinen Kräften gezehrt.
Dann kam das Vorstellungsgepräch mitten im Lockdown - online. Niemand hatte das vorher gemacht, keiner wusste, wie das werden sollte. Als ich zu Pfingsten 2020 dann in der Gemeinde anfing, schien sich das Leben langsam zu normalisieren. Wir konnten, wenn auch im kleinen Kreis. wieder zusammen Gottesdienste feiern, bald traf sich auch der Kindergottesdienst wieder. Zum Erstaunen, aber auch zur Freude des KiGo-Teams wurden es von Woche zu Woche wieder mehr Kinder.
Auch versuchten wir uns mit den Chören wieder zu treffen - mit viel Abstand und im Freien.
Nach den Sommerferien kamen die neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden, aus Corona-Gründen in drei Gruppen aufgeteilt. Schon in der ersten Woche waren einige am Gottesdienst beteiligt. Da auch die Theatergruppen sich wieder trafen, mussten wir ausweichen, aber es gab Platz genug, denn schließlich stand das ganze Pfarrhaus leer, so dass die Konfi-Gruppen dort auch nochmals unterteilt werden konnten. Wir waren fast fertig mit den Vorbereitungen für den Gottesdienst am Reformationstag, da schossen die Inzidenz-Zahlen besonders im Kreis Groß-Gerau durch die Decke und die Frage, machen wir, was (noch oder schon wieder) erlaubt ist oder machen wir, was wir verantworten können, beschäftigt uns bis heute.
Und wäre nicht das Büro im Pfarrhaus, es wäre ganz in den Dornröschenschlaf gefallen. Aber gerade, weil das Büro dort untergebracht ist, weigert sich die Bauverwaltung der Kirche, einer Grundsanierung im Inneren, die dringend nötig ist, zuzustimmen.
Dass in der Ausschreibung der Umbau und die Renovierung des Pfarrhauses ziemlich genau dargestellt waren, interessierte niemanden. Der Pfarrer wurde von der "Residenzpflicht" befreit und konnte seine Gemeinde fortan von Darmstadt versorgen. Das ist zwar in Zeiten, in denen die Kontakte meistens per Telefon und Konferenzen und Absprachen über das Internet stattfinden, nicht ganz so problematisch, aber an diesem Zustand wird sich auch ohne Corona-Beschränkungen so schnell nichts ändern. Da die Flächen, die einer Gemeinde für ihre Versammlungen zustehen, sich nach der Zahl der Gemeindeglieder berechnen, langt der Gemeindesaal, der ja auch teilbar ist, angeblich völlig aus. In Jugend- und Clubraum kann dann alles, was nicht im Pfarrhaus bleiben darf, also das Büro, der Raum mit Akten und Materialien, der Fundus der Theatergruppen unter dem Dach. Und da dann wirklich kein Platz mehr im Gemeindehaus ist, soll der Gemeinde gestattet werden, das Amtszimmer der Pfarrperson im Pfarrhaus zu lassen. Allerdings muss noch ein Archivraum eingerichtet werden, in dem Dokumente sicher und geschützt untergebracht werden können.
Immerhin haben wir jetzt einen Überblick, was und wieviel das ist, denn das Team, das Sie auf dem Bild sehen, und mit dem es ein wunderbares und kreatives Arbeiten unter der Leitung von Frau Tardy, Archivarin der Landeskirche (2.v.l.), war, hat Ein Schlusswort Sommer 2021 Gemeindebrief der ev. Kirchengemeinde Büttelborn 23 in tagelanger Arbeit die Unterlagen, die zum großen Teil unter dem Dach gelagert waren und bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege (1618 - 1648) zurückgingen, sortiert, geordnet und gut beschriftet abgelegt. Unmengen an Papier haben wir aber auch der Wiederverwertung zugeführt, denn wieviele Briefmarken 1968 gekauft wurden und wieviel sie gekostet haben, interessiert wirklich absolut niemanden mehr.
Damit haben wir einen großen Schritt getan, um das Arbeiten im Büro weiter zu verbessern. Dazu gehörte auch die Anschaffung des neuen PC, so dass auch Videokonferenzen im Büro möglich sind. Allerdings bringen die bei der Neuinstallation von der EKHN geforderten Änderungen vielleicht etwas für den Datenschutz, die Arbeit erschweren sie aber in erheblichem Maße und gehen genau wie bei der Pfarrhausrenovierung an den Realitäten der Gemeinde vorbei.
Ziemlich unerwartet kam im Herbst 2020 die Erstellung des Gemeindebriefs dazu. Der vorgesehene Ablauf war zum Stehen gekommen und das Heft sollte irgendwie fertiggestellt werden. Statt Urlaub zu machen, der ja wegen Corona sowieso weitgehend abgesagt war, habe ich meine freien Tage benutzt, um mich in das Gestaltungsprogramm "scribus" einzuarbeiten, damit der Gemeindebrief noch annähernd zum vorgesehenen Zeitpunkt erscheinen konnte.
Als weiteren Meilenstein der Öffentlichkeitsarbeit, der gerade in diesen Zeiten wegen seiner Flexibilität wichtig ist, hat das kleine Online-Team die Homepage erstellt. An Aschermittwoch 2021 haben wir sie offiziell freigeschaltet. Einerseits wollte ich gerne die von meinem Vorgänger eingeführte Tradition der Passionsandachten fortführen, andererseits erschien mir ein weiteres Gottesdienstangebot in der Woche, bei dem ohnehin schwachen Besuch, nicht sinnvoll. So gab es die Passionsandachten online im Netz und auch wieder "On-Lein" (auf der Leine) zum Mitnehmen an der Kirche. Sogar eine Taizé-Meditation ist im Internet abrufbar. Nun waren auch Gottesdienstanmeldungen online möglich.
Gottesdienste an sich waren eine Herausforderung. Es fehlten Gesang und Liturgie, Abstände mussten eingehalten werden, manchmal war der Kreis so klein, dass wir statt einer Predigt ein Gespräch über den Bibeltext geführt haben. Taufen wurden fast alle in extra Gottesdiensten gefeiert. Besondere Formen wie beim Erntedankfest und zu Weihnachten mussten gefunden werden. Teilweise gab es mehrere Gottesdienste hintereinander wie am Ewigkeitssonntag. Es war Improvisation gefordert, wenn zum Beispiel bis kurz vor Weihnachten nicht klar war, ob überhaupt Gottesdienste stattfinden dürfen. Es waren manchmal sehr schmale Pfade, die blieben, und es war wenig hilfreich, wenn auf sie, hatte man sie erstmal gefunden, auch noch Steine gelegt wurden.
Besuche waren leider sehr eingeschränkt, aber notwendige Gespräche fanden selbstverständlich weiterhin statt. Dank der großen Scheibe, die wir schon seit Juni 2020 im Büro haben, war das auch recht sicher und ohne "Maskierung" möglich.
Am 29. August werde ich meinen letzten Gottesdienst in der Kirche mit Ihnen feiern. Ab Oktober reduziere ich meine Dienst auf 50% und werde der Pröpstin bzw. dem neuen Propst zu Vertretungsdiensten beigegeben. Ganz bewusst habe ich außer unserer Archivarin niemand in diesem Artikel persönlich erwähnt. Ich bin vielen zu Dank verpflichtet und werde es ihnen sicher auch noch persönlich sagen können. Ein ganz besonderer Dank geht an alle, die mich in dieser Zeit nicht alleine gelassen haben, die versucht haben, in der Arbeit die möglichen Wege zu finden und gemeinsam zu gehen, und die auch den Menschen und nicht nur den Pfarrer wahrgenommen haben, zum Beispiel bei der Verlesung der Verstorbenen des Jahres 2020 an Totensonntag, oder am langen und arbeitsintensiven Heilig-Abend.
Damit ist der letzte Gemeindebrief, an dem ich aktiv mitgewirkt habe, an seinem Ende angekommen. Ich wünsche Ihnen allen, für Ihre persönliche Zukunft und die Zukunft der Gemeinde alles Gute und Gottes Segen.
* Vorwort (Auszug)
Eine Veränderung wird die Kirchengemeinde und die Verantwortlichen in der nächsten Zeit sehr in Anspruch nehmen und auch beschäftigen: Herr Pfarrer Leipold hat sich entschieden, seinen Dienstauftrag auf die Hälfte zu reduzieren; er wird deshalb die Stelle wechseln und zum 1.10.2021 die Kirchengemeinde Büttelborn verlassen. In diesem Gemeindebrief wird er sich verabschieden. Wir respektieren seine Entscheidung und bedauern sie gleichermaßen. Wesentliches hat er in dieser kurzen Zeit auf den Weg gebracht, was weiter besteht und wirkt – und dafür sind wir ihm dankbar. Leider konnte Herr Leipold wegen der Pandemie-Einschränkungen uns als Kirchengemeinde nur teilweise kennenlernen.
Da unser Pfarrhaus noch immer nicht renoviert ist, was an den Bedingungen und Entscheidungen der Landeskirche liegt, werden wir uns sicher auf eine längere Vakanzzeit einstellen müssen. Da heißt es, einen langen Atem zu haben und zu behalten – und das nicht nur für den Kirchenvorstand. Dann tut es gut, wenn der Zusammenhalt und die Unterstützung aus den Reihen der Gemeinde spürbar sind!
Letzte Änderung am: 22.09.2021
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